Eines Tages. Frankreich. Eine kleine Stadt am Mittelmeer. Oder: Fischerdorf?
Ein sonniger, heißer, trockener Tag.
Hafen. Drei alte Männer betreten den kleinen Platz, der das Zentrum der Stadt vom Hafen trennt und setzen sich auf die eine Bank. Kein Gruß, kein Guten Morgen, kein Hallo. Der Tag ist sonnig, heiß und trocken. Die Männer. Schweigen.
Die Kirchturmuhr schlägt 9. Schon jetzt ist der Tag sonnig, heiß und trocken.
Die Zeit vergeht und die Männer: schweigen. Kein Gespräch, keine Frage, kein Witz unterbricht die Stille zwischen den Dreien. Die Männer tauschen keine Blicke. Ihre Augen schauen in die Ferne, aufs Meer, auf den Horizont. Was ist das Meer?
Die Kirchturmuhr schlägt 10. Die Kirchturmuhr schlägt 11. Die Kirchturmuhr schlägt 12. Die Sonne erreicht den Zenit ihres Laufes. Die Trockenheit, die Hitze. Habt ihr keinen Durst – ihr drei?
Ohne, dass ein Wort oder Aufruf gefallen wäre, erheben sich die 3 alten Männer. Kein Wort des Abschieds, kein Auf Wiedersehen, kein Au Revoir?
Jeder der 3 Alten geht seiner Wege. Wohin? Wir wissen es nicht.
Der Tag ist sonnig, heiß und trocken.
Um 12:05 betritt eine alte Frau den kleinen Hafenplatz. Der Platz ist gepflastert mit weißem Marmor.
Die Frau setzt sich auf die Bank, auf der eben noch die 3 Männer saßen.
Plötzlich: Die Sonne verdunkelt sich. Wolken aus dem Nichts. Der Himmel: grau, dunkelgrau. Ein starker Wind kommt auf. Der Wind bläst vom Meer her. Der Wind ist eisig und bringt Regen und: Schnee. Was als Wind begann, wird zum Sturm. Der Sturm peitscht das dichte Schneetreiben gegen die Mauern der Stadt. Die Wellen des Meeres sind groß.
Dunkelheit, Kälte, Schnee.
Auf der Bank: die alte Frau. Unbewegt, starr. Der Blick der Alten geht in die Ferne, aufs Meer. Der Horizont? Ist nicht zu sehen. Ihre Haare sind unter einem roten Kopftuch verborgen. Das Rot des Kopftuchs ist der letzte Tupfer Farbe, den wir sehen können.
Sonst: Dunkelheit, Kälte, Schnee.
Die Kirchturmuhr schlägt 1. Der Sturm geht unvermindert weiter. Kein Mensch zu sehen – weit und breit. Die Kirchturmuhr schlägt 2. Die Kirchturmuhr schlägt 3. Was machst du da, alte Frau? Die Kirchturmuhr schlägt 4, 5 und 6.
Dunkelheit, Kälte, Schnee.
Um 7 Uhr schlägt die Kirchturmuhr.
Die Frau: erhebt sich. Sie blickt um sich und geht ihrer Wege. Wohin? Wir wissen es nicht.
Plötzlich hat das wilde Treiben ein Ende. Der Wind flaut ab und aus Schnee wird Regen und der Regen wird schwächer und schwächer und schließlich hört es auf zu regnen. Die Sonne bricht durch die Wolken.
Alles wird ruhig und die Luft wird lau. Die Sonne hat auch in den Abendstunden noch genügend Kräfte, uns ein wenig zu wärmen.
Aus den Straßen und Gassen der Stadt, die auf den Hafenplatz münden, dringen Stimmen von Menschen. Menschen (Kinder, Frauen, Männer) treten auf den Platz. Der Hafenplatz füllt sich mit Menschen. Kinder toben, spielen und schreien. Menschen unterhalten sich. Ein Zieharmonikaspieler spielt bekannte Lieder.
Ein Eisverkäufer schiebt seinen Wagen auf den kleinen Platz am Hafen. Er hat nur Zitrone, Melone und Apfel im Angebot. Die Kinder umringen ihn und rufen fröhlich durcheinander. Sie freuen sich. Es gibt Eis.
Nichts ist geschehen.
Der Tag war sonnig, heiß und trocken. In der kleinen Stadt am Mittelmeer.
Hast du nicht Durst?