Drei französische Käse

Sehr französische Produkte – 1990 und heute (2)

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3 Käse – Eine sehr persönliche Sicht

Anmerkung: Der folgende Text ist Teil einer Reihe, die ich im Frankreich-Urlaub 2020 in Facebook veröffentlicht habe. In vielen Frankreich-Urlauben in den 1990-ern habe ich französische Produkte kennen- und schätzen gelernt. Nach vielen Jahren Frankreich-Abstinenz, war ich neugierig, ob die Produkte auch 2020 meinen Geschmack treffen.

Drei französische Käse

Ich bespreche:

  • Babybel
  • Chausse aux Moines (Mönchsstraße)
  • La Vache qui rit (Die Kuh die lacht)

Reise in die Vergangenheit

Folgendes Szenario: Ein Campingplatz in Südfrankreich. Die Sonne geht unter, ein heißer Sommertag liegt hinter uns. Der Schweiß des Tages oder das Salz des Meeres wurde soeben unter einer heißen Dusche vom Körper gewaschen und wir sind erfrischt. Die Luft ist immer noch lau und im Hintergrund zirpen die Grillen. Der Gaskocher des einen erwärmt leise fauchend die Ravioli.

Ich genehmige mir ein Baguette und – das ist jetzt eher hypothetisch, da ich eher Bier trinke – und ein Glas südfranzösichen Rotweines. Das Baguette wird üppig belegt mit allerlei Zutaten. Grundlage dieses Sandwiches bildet ein köstlicher französicher Käse.

Köstlich dieser Käse, köstlich dieser Wein.

Wie jeder Urlaub, wird auch dieser vorbeigehen und was liegt näher als sich ein Stück dieser Stimmung einzupacken, um sie in heimischen Gefilden wiederzubeleben.

Gesagt, getan: Rotwein und Käse vor der Heimfahrt eingekauft.

Szenenwechsel: heimische Küche. Abendessen. Kein Sonnenuntergang, kein fauchender Gaskocher, keine zirpenden Grillen, stattdessen die weiß gekachelte Küchenwand. Was soll‘s: eben beim Bäcker das Baguette gekauft.

Feierlich wird das Baguette mit dem mitgebrachten Käse belegt. Die Flasche Rotwein geöffnet.

Der erste Biss, der erste Schluck: ERNÜCHTERUNG. Es handelt sich offensichtlich bei den Mitbringseln um nichts anderes als Käse und Wein. Käse und Wein, wie jeder andere Käse und Wein, wie er auch in Deutschland beim Discounter zum erschwinglichen Preis erhältlich ist.

Aller Zauber ist VERFLOGEN: Kulisse weg, Zauber weg.

Hier und heute

Den Wein möchte ich an dieser Stelle außen vorlassen, da er mir hier nur als zusätzlichens Hilfsmittel zur Veranschaulichung des Problems dient, was einem passieren kann, wenn man versucht kulinarische Urlaubserinnerungen in den Alltag zu retten.

Die oben genannten Käsesorten habe ich mit Leidenschaft so geschätzt im Verhältnis: 40:40:20 (Chaussée aux Moines, Babybel, La Vache qui rit) konsumiert. Und eigentlich nur diese! Diese drei Käsesorten waren meine 3 absoluten Favoriten!

Ich werde sie an dieser Stelle kurz vorstellen.

Chaussée aux Moines

Was meine Frankreichurlaube in den 90-ern betrifft, meine absolute Nr. 1.

Ich liebte ihn, und wie ich dieses Jahr feststellen durfte: ich liebe ihn noch immer.

Dabei ist sein Glück, dass er mir in dieser Form in Deutschland noch nie über den Weg gelaufen ist. Dieses ernüchternde Erlebnis, wie oben beschrieben, ist mir also hier vollkommen erspart geblieben. Ich durfte den Käse immer in der entsprechenden Kulisse genießen, er hat seinen Zauber also nie verloren.

Jetzt kommt der schwierigste Part, wie sieht er aus, wie schmeckt er: Der Käse wird in kleinen Laibern verkauft. Die Konsistenz ist relativ fest, etwas gummiartig, ganz entfernt wie Emmentaler ohne Löcher. Der Laib ist von einer relativ dicken Rinde umgeben. Geschmacklich: mild, würzig, ein ganz, ganz zarter Hauch von Stinkekäse umweht ihn.

Ich habe keinerlei Ahnung, ob der Käse bei Franzosen beliebt ist oder ein Nischendasein führt. Ich habe ihn immer mit Rinde gegessen. Vielleicht ist das so nicht vorgesehen. Der geneigte Käsekenner wird jetzt wahrscheinlich in lautes Gelächter ausbrechen – allein: ich lebe noch.

Babybel

Die Enttäuschung! Fallhöhe: GAAANZ TIEF!

Neben dem Chaussée aux Moines mein Favorit in Frankreich. Aber die Ursache für die langatmige Einführung.

Ich habe Babybel in Frankreich in den 90-ern eigentlich fast jeden Abend gegessen.

Leider hat dieser Käse das Pech, auch in Deutschland vertrieben zu werden: gleiche Marke, gleicher Käse.

Ohne Kulisse ist Babybel ein Ritter von sehr trauriger Gestalt. Muss ich ihn beschreiben? Wahrscheinlich kennt ihn jeder: Ein fester, weißlicher Käse (auch hier Konsistenz in etwa Emmentaler), ummantelt von einer roten Paraffinhülle.

Meine Meinung: jeder Billig-Gouda (mittelalt) bei Aldi in der Folie eingeschweißt hat mehr Charakter als dieser Käse. Ich glaube, er ist vor allem auf Kindergeschmack getrimmt, die es normalerweise noch nicht so mit den strengeren Käsesorten haben. Aber selbst mein Nachwuchs ist nicht so scharf auf ihn: Wir haben schon etliche davon in den Mülleimer befördern müssen.

Anekdote: Käse hat ja im Allgemeinen die Eigenschaft, bei höheren Temperaturen einen zunehmen flüssigeren Aggregatzustand einzunehmen. Babybel geht noch ein Stück weiter: Wenn ich den Käse aus Versehen im heißen Autokofferraum vergessen hatte, bot sich mir beim Öffnen der Packung folgendes Bild: auch die Paraffinhülle hatte begonnen weich zu werden. Käse und rote Hülle bildeten eine unzertrennliche Einheit. Verschmolzen in trauter Zweisamkeit. Lecker!

La Vache qui rit

Hier musste ich doch wirklich Wikipedia zu Rate ziehen.

Warum:

La Vache qui rit ist DER Kinderkäse in Frankreich. Kinder lieben ihn (?). Er hat offensichtlich eine Bekanntheit von 95% unter den französischen Kindern. Ikonisch das Bild mit der lachenden Kuh auf den runden Verpackungen. Gerade deshalb sollte man doch meinen, so was verkaufe sich doch auch gut im Nachbarlande. Laut Wikipedia wird der Käse in Deutschland unter der Marke „Die lachende Kuh“ vertrieben bzw. „Die Kuh, die lacht“. Ich habe ihn noch NIE gesehen: weder unter der französischen Marke, noch unter der eingedeutschten. Gibt es ihn in Deutschland überhaupt: Hinweise erwünscht.

Es gibt in Deutschland den Käse „KIRI“ des selben Herstellers – das wird wohl das Äquivalent sein. Meine Kinder hatten ihn schon, ich habe ihn noch nicht probiert. Ist das der gleiche Stuff?

La Vache qui rit gibt es schon seit den 20-ern des vergangen Jahrhunderts.

Und meiner Meinung nach ist der Erfolg vor allem einer Sache geschuldet: einem SEHR, SEHR GUTEN MARKETING.

Denken wir uns die hübsche Kuh weg und stecken die Käseecken in eine „JA“-Verpackung (Kaufland): Was bleibt ist ein ziemlich gewöhnlicher Schmelzkäse, den es so bei uns bei Lidl, Aldi oder sonst wo zu kaufen gibt. Weniger ikonisch, weniger cool, unauffällig, gut, aber nichts besonderes.

Ich glaube, auch hier wäre die Fallhöhe, so ich ihn denn in Deutschland bekommen hätte ziemlich hoch. Ich wäre sehr enttäuscht.

Was die Kuh betrifft, bin ich mir persönlich gar nicht so sicher, ob ich die süß finde oder eher ein bisschen dämlich grinsend. Aber zum Liebhaben ist sie ja schon…

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